Forscher der Universität zu Lübeck haben entdeckt, dass schwache
elektrische Ströme aus einer Elektrodenkappe die Gedächtnisleistung
verbessern, während die Testpersonen schlafen.
Das Verfahren
könnte insbesondere beim Lernen von Vokabeln und Formeln helfen,
berichtet das Magazin GEO WISSEN zum Thema "Denken
und Kreativität". Die Arbeit der Lübecker Wissenschaftler um
den Hirnforscher Jan Born ist auch in der Fachzeitschrift "Nature"
veröffentlicht worden.
Für die Testreihe bekamen
Medizinstudenten im Schlaflabor der Universität zu Lübeck eine
Elektrodenkappe aufgesetzt. Wurde den Probanden während der ersten
Tiefschlafphase ein schwacher, regelmäßig an- und abschwellender Strom
(Frequenz: 0,75 Hz) durch das Hirn geleitet, konnten sie sich am
Folgetag besser an zuvor gelernte Wortpaare erinnern als nach einem
Schlaf ohne Stromzufuhr. Mit Strom erhöhte sich ihre Gedächtnisleistung
um etwa 13 Prozent, ohne Strom nur um rund 5 Prozent. "Der verstärkende
Effekt ist auch deshalb so beeindruckend, weil Medizinstudenten ohnehin
über eine recht gute Merkfähigkeit verfügen", sagt Professor Jan Born,
Leiter des Instituts für Neuroendokrinologie, gegenüber GEO WISSEN.
Die
elektrischen Ströme aus der Elektrodenkappe drangen bei den
Testpersonen bis in die Neuronen des Großhirns vor. Dort steigerte der
Strom die natürliche Schwingung der Hirnwellen und synchronisierte sie.
Auf diese Weise wurde der Tiefschlaf zu einer Art Supertiefschlaf
verstärkt - und gleichzeitig die Gedächtnisleistung erhöht. "Hinterher
fühlten sich die Probanden sogar besser ausgeschlafen als nach einer
normalen Nacht", sagt Professor Jan Born, der seit Jahren das "Lernen im
Schlaf" erforscht.
An eine kommerzielle Nutzung ist derzeit
nicht gedacht. Das aktuelle Forschungsergebnis ist jedoch ein weiterer
Beleg für Studienergebnisse vergangener Jahre: Demnach lässt das
schlafende Hirn, ohne das der Mensch es bemerkt, die Geschehnisse des
Tages Revue passieren, sortiert die Eindrücke des Tages und festigt die
Erinnerung.
Quelle: Pressemitteilung GEO WISSEN